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Reise in die Vergangenheit

Reise in die Vergangenheit published on

Reise in die Vergangenheit

Es stand der Besuch bei unserem Sohn in England an und das war DIE Gelegenheit,
den Besuch mit einem modellfliegerischen Highlight zu verbinden, das ich mir für
sich alleine wohl nicht gegönnt hätte:
Alljährlich veranstaltet das Imperial War Museum in Duxford eine einmalige Schau
(„Flying Legends“) seiner in den eigenen Restaurationswerkstätten
wieder aufgebauten Warbirds aus der Zeit des 2. Weltkriegs.

Dazu kommen einige
internationale Gastpiloten, die das Arsenal an Flugzeugen ergänzen. Bei dieser
Schau werden ausschließlich Flugzeuge der Alliierten gezeigt, denn das ist der
Schwerpunkt des Museums. Man kann sich sicher vorstellen, welch gewaltiger
finanzieller, organisatorischer und ingenieurtechnischer Aufwand erforderlich ist, um
diese über 70 Jahre alten Maschinen flugfähig zu halten. Das Museum finanziert
sich ausschließlich aus privaten Spenden und Eintrittsgeldern, die Piloten sind
allerdings überwiegend von der RAF abgestellte Einsatzpiloten. Eine Betriebsform,
die in Deutschland leider undenkbar wäre, weshalb wir so etwas auch nicht
ansatzweise bieten können.

So ging es also am Freitag, den 13. Juli gen Engeland – ganz friedlich und mit der
Fähre von Dünkirchen nach Dover. Der erste Flieger war schnell gesichtet, als
Treibstoff reichten ihm (ihr) ein paar Pommes

Marineflieger, man sieht es am Fahrgestell
Kreidefelsen von Dover

und kurz danach kamen schon die berühmten Kreidefelsen von Dover in Sicht,
nach denen sich Hermann Meier (zum Glück vergebens!) seinerzeit so sehr gesehnt
hatte.
Freitag und Samstag waren dem privaten Besuch vorbehalten, aber Sonntag war
Flugtag mit der ganzen Familie angesagt. Die Wetterbedingungen waren englandtypisch:
Gut 30 Grad und blitz-blauer Himmel. Nach einigen Irrungen rund um
Cambridge wegen einer ziemlich mauen Ausschilderung (wie schaffen das nur die
anderen 15.000, pünktlich anzukommen?) waren wir um 11:00 am Platz.
Riesengroßes Gelände, alles total locker, jede Menge Fressbuden und
Verkaufsstände mit RAF-Memorabilien – und eine gigantische Flightline, die man für
5 Pfund betreten durfte, um hautnah an die abgestellten Flugzeuge zu kommen.


Ein kleiner Blick auf die Flightline

Es war kaum zu überblicken, für Warbirdfans ein echtes Hochamt der Fliegerei:
Vielleicht 8 – 10 Spitfire von der Baby-Spit (Mk I) bis zur Mk 14 mit dem 2.000 PS
Griffon-Motor, 3 Hurricanes, 4 Mustangs, 2 Seafurys, 2 P-40, 2 Corsairs, dazu P-47,
P-36, Hellcat, Bearcat, Blenheim, B-17 und oben drauf die Red Bulls mit ihrer
Corsair, P-38 und B-25.


Spitfire Mk V

Auch hier funktioniert nicht alles auf Anhieb

Ein weiterer Ausschnitt der Flightline

Die Dicke (P-47 Thunderbolt)

Taxi for take off!

Die Marineflieger – stilecht bewacht

Hawker Seafury – die Stärkste der Briten

Hab ich etwas vergessen? Oh ja, vier gräusliche Bouchons, das ist die spanische
Lizenzversion der Bf 109 mit Rolls-Royce Motor, der wegen seiner vollkommen
anderen Bauart im Vergleich zum DB-601 Motor der originalen Bf 109 dieses
Flugzeug entsetzlich entstellt. Man mag gar nicht hinschauen, was dieser Motor aus
den schlanken und klaren Linien der 109 macht – aber die Engländer finden sie toll
als „Feinddarstellung“ in einem simulierten Luftkampf! Wobei ich bei der eigentlichen
Schau angekommen bin.


Alles ganz locker!

Mangels geeigneter Kamera (und Fotografierfertigkeiten) konnte ich nur Standfotos
liefern, aber es sind – fast – alle aufgezählten Flugzeuge geflogen. Teils mehrfach in
Solodisplays und in eindrucksvollen Formationen. Die Tommys machen damit echtes
Bodenturnen, teilweise nur 150m von den Zuschauern entfernt. Das gibt Gänsehaut,
diese großen Motoren mit über 30 Liter Hubraum und weit über 1.000 PS und die
Flugzeuge in voller Fahrt so nah zu erleben. Ein deutscher LBA-Beamter würde sich
vor Entsetzen wahrscheinlich vom Tower stürzen! Von 13:30 bis 17:00 Uhr
ununterbrochenes Programm und am Ende noch einmal alle (!) Flugzeuge
zusammen in einer Riesenformation mit drei Überflügen. Das Einsammeln dieser
Formation, der ein Massenstart vorausging mit teils drei Flugzeugen nebeneinander,
dauerte etwa 15 Minuten in einer Box außerhalb der Sichtweite. Für diese „Pause“
war zur Unterhaltung des Publikums der Joker eingeteilt, eine Seafury. Der hatte
dann 15 Minuten den Luftraum für sich ganz alleine und zeigte uns, was ein
britischer Pilot aus einem der leistungsfähigsten Jäger jener Zeit herausholen kann.
Das ist mit Worten kaum zu beschreiben, da konnte einem schon vom Zuschauen
schwindlig werden.

Aber irgendwann war dann doch Schluss und es ging zurück,


Tschüss, farewell, well done!

Ein letzter Blick auf die Warteschlange vor der Fähre in Dover

und kurz danach konnte wieder auf der richtigen Straßenseite gefahren werden.

Holm- und Rippenbruch,
Michael Rennhack

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